Energiemanagement der Stadt Frankfurt am Main

Im Jahre 2015 belegte die Stadt Frankfurt am Main in dem Arcadis-Index der nachhaltigsten Städte den ersten Platz unter 100 anderen Weltmetropolen, bspw. noch vor Kopenhagen und Amsterdam. Im Jahr 2016 stand sie immerhin noch auf dem 6. Platz. Was macht Frankfurt so nachhaltig? Einen nicht geringen Anteil hieran hat sicherlich das 10-köpfige Team um Matthias Linder, die Abteilung Energiemanagement des Hochbauamtes der Stadt Frankfurt am Main. Die Aufgabe dieser Abteilung ist, den Wasser- und Energieverbrauch der über 1000 Liegenschaften der Stadt Frankfurt so gering wie möglich zu halten, oder gar weiter zu senken. Für diesen Artikel sprachen wir mit Hans-Jürgen Ziegler, dem Verantwortlichen für die automatische Verbrauchserfassung.

Maßnahmen zum Energiemanagement

  1. Controlling: Ab dem Jahre 1999 wurden sukzessive die Liegenschaften der Stadt Frankfurt mit größerem Energieverbrauch mit Datenloggern ausgestattet. Anfangs geschah die Datenübertragung noch über das Telefonnetz, seit einigen Jahren jedoch wird auf Datenübertragung per LAN gesetzt.Inzwischen sind etwa 200 Datenlogger auf die über 1000 Liegenschaften der Stadt Frankfurt verteilt eingebaut, wobei hier Zählbereiche mit Verbrauchskosten von 2500€ bzw. Liegenschaften mit einem Verbrauch von über 5000€ im Jahr berücksichtigt wurden. Auch von Solarautonomie werden Smart-Meter-Gateways bezogen: bisher sind 25 Geräte zur Erfassung von S0-Zählern im Einsatz.
    Das Controlling alleine bietet Möglichkeiten, mindestens 5% des Energieverbrauches einzusparen.
  2. Betriebsoptimierung: Regelmäßig werden die Gebäude kontrolliert, Nutzungsbedingungen überprüft, Einstellungen neu kalibriert und die Nutzer im Gebrauch unterwiesen, da viele Gebäude nicht optimal genutzt oder betrieben werden. Beispielsweise werden leerstehende Räume mitbeheizt oder es werden defekte Anlagen nicht erkannt oder Mängel nicht behoben.
    Dies bietet Einsparmöglichkeiten von bis zu 15%
  3. Investitive Maßnahmen: Mit den erreichten Einsparungen und den gesammelten Daten werden Gebäude, bei denen dies vorteilhaft ist, mit dem Ziel einer höheren Energieeffizienz saniert. Auch werden gezielt energieeffiziente Neubauten geplant. Dies bietet rentierliche Einsparmöglichkeiten von bis zu 30%

Insgesamt bieten so diese Maßnahmen ein Einsparpotential von bis zu 50%. Bei Jahreskosten von 30 Mio. € für Strom und Wasser könnten also 15 Mio. € bei optimalen Bedingungen eingespart werden.

Nutzen der Daten

Laut Hans-Jürgen Ziegler, dem Verantwortlichen für die automatische Datenerfassung, entstehen erhebliche Einsparungen bereits dadurch, dass den Nutzern der Liegenschaft ihr Energieverbrauch vor Augen geführt wird und sie dadurch auch in die Verantwortung genommen werden. Insbesondere gibt es hier das Programm EBN – Erfolgsbeteiligung für Nutzer. In diesem wird pro Gebäude  einer oder mehrere Verantwortliche für Energiesparen ernannt (etwa die Hausmeister bei Schulen). Damit die Verantwortlichen gezieltere Maßnahmen zur Optimierung umsetzen können, gibt es regelmäßige Seminare. Der/die Verantwortliche(n) wird/werden dann mit einer Prämie von 25% an den erzielten Energiekosteneinsparungen beteiligt. Im Jahr 2015 wurden mithilfe dieser Maßnahme 1,25 Mio. € eingespart. Das Programm ist so erfolgreich, dass inzwischen die Prämie mit 7500€ gedeckelt werden musste.

Das Portal zur automatischen Verbrauchserfassung

Das Portal zur Automatischen Verbrauchserfassung

Die Daten werden zentral zusammengeführt und grafisch verarbeitet. Dies geschieht bei den älteren Zählern nur einmal pro Tag, bei den neueren bereits alle 15 Minuten. Das Programm hierfür, bietet die Möglichkeit, eine automatische Alarmmeldung bei ungewöhnlichem Verbrauch zu übermitteln. Dies kommt beispielsweise in Schulen zur Anwendung: Der Verbrauch einer Schule geht gewöhnlich in der Nacht oder am Wochenende sehr stark zurück. Sollte der Wasser oder Energieverbrauch einmal unvermindert hoch sein, deutet dies auf ein Leck, beispielsweise in erdverlegten Rohrleitungen hin. Die angeschaltete Lüftung eines stillgelegten Gebäudeteils und ein leckes Wasserrohr sind konkrete Fälle: Bei beiden half das Energiemanagement mit diesem System in mehreren Fällen, sie schnell zu beheben.

Zusätzlich  werden die Lastgangdaten auf dem Portal des Energiemanagementes allen interessierten Nutzern transparent und einfach verständlich zur Verfügung gestellt.

Die Zukunft

Die Abteilung Energiemanagement hat bereits große Erfolge erzielt: Seit Gründung kam es zu einer Effizienzsteigerung um 30%. In der Rechnung wird der gestiegene Energieverbrauch durch IT-Infrastruktur mitberücksichtigt. Dies war im Jahre 1990 noch kaum ein Faktor des Energieverbrauches. Jedoch gibt es natürlich noch viele Möglichkeiten zur Optimierung.

Wichtig sei, so Hans-Jürgen Ziegler, die Anzahl der mittels Smart-Meter-Gateway erfaßten Liegenschaften auf bis zu 500 zu erhöhen. Dies ist die Anzahl der Gebäude mit genanntem Verbrauch von über 5000€/a. Auch sollen sukzessive alle Datenlogger auf das moderne System mit LAN-Übertragung umgerüstet werden, um die Verbrauchsdaten unmittelbar im 15-Minuten-Takt beziehen zu können, um eine einfachere Nutzung zu ermöglichen.

Ein Artikel von: Klara Wesselkamp, 28.5.2017