Nutzen von Feedbacksystemen für Privatkunden und Unternehmen

Privathaushalte sind für etwa 26 % des gesamten Stromverbrauches in Deutschland verantwortlich. In diesem Stromverbrauch liegt ein enormes Einsparpotential, welches laut einer Studie zu 60% durch investive Maßnahmen, und zu 20% rein durch Verhaltensänderung beträgt. Industrie und Gewerbe wiederum sind für etwa 44% des gesamten Stromverbrauches verantwortlich. Außerdem macht Strom 6-7%  der Gesamtkosten von Industrie und Gewerbe aus. Es liegt im Interesse aller, diese Potentiale auszunutzen. Doch gerade in Privathaushalten gestaltet sich dies besonders schwierig, da eine Vielzahl von Akteuren mit unterschiedlichem ökonomischen und sozialen Hintergrund sowie einer Vielzahl von Verhaltensweisen involviert sind. Viele Studien beschäftigen sich mit der Frage, inwiefern Feedbacksysteme, die den Stromverbrauch regelmäßig an den Verbraucher übermitteln, dazu beitragen können, den Stromverbrauch zu senken. Die Ergebnisse einiger dieser Studien, im Hinblick auf den Stromverbrauch, aber auch im Hinblick auf andere Effekte, sollen in diesem Artikel zusammengefasst werden.

Feedbacksysteme

Bis vor Kurzem war das einzige Feedback, das der durchschnittliche Verbraucher über seinen Stromverbrauch erhielt, die jährliche Rechnung. Den Zähler, der zudem meist im Keller liegt, haben verständlicherweise wohl die wenigsten häufiger als einmal pro Woche abgelesen, wenn überhaupt. Dies erzeugt eine geistige Entkoppelung zwischen Stromverbrauch und Kosten, da man den Effekt nicht unmittelbar wahrnimmt. Das hat sich durch technologische Neuerungen verändert. Soft- und Hardware, die zunehmend in Privathaushalten eingesetzt wird, ermöglicht eine minutengenaue Verbrauchsanzeige. Durch das Smart Meter Rollout wird zudem einer breiten Masse von Haushalten dieses direkte Feedback zugänglich gemacht. Verschiedene Feedbacksysteme bringen verschiedenen Nutzen. In den Studien werden verschiedene Typen von Systemen verglichen, die sich grob folgendermaßen gliedern lassen:

  • indirektes Feedback: hierunter fallen beispielsweise die jährlichen Stromrechnungen, in denen jedoch immer noch das Potential steckt, sie informativer zu Gestalten
  • aggregiertes, direktes Feedback: der gesamte Stromverbrauch des Haushaltes wird hier in Echtzeit oder kurzen Zeitintervallen weitergegeben. Hierunter fallen i.d.R. auch die Produkte und Services von Solarautonomie.
  • disaggregiertes, direktes Feedback:  hier wird der Stromverbrauch in Echtzeit, bzw. sehr kurzen Zeitintervallen übermittelt und außerdem nach einzelnen Gerätetypen aufgeschlüsselt

Jeder dieser Typen kann zudem noch unterstützt werden, etwa durch den Vergleich mit historischen Daten oder den Daten anderer Haushalte oder praktischen Tipps zum Energiesparen.

Verbraucherreaktionen

Essentiell für das Funktionieren der Feedbacksysteme ist, dass diese auch regemäßig genutzt werden. In einer kleinen Studie mit Mitarbeitern der Stadtwerke Kiel wurden Verbraucher dazu befragt, welche Chancen sie in diesen Systemen sehen, und was sie befürchten.
Als Motivation, die Services zu nutzen, wurden vornehmlich ökonomische Gründe genannt. Ökologische Gründe oder reines technisches Interesse fielen dahinter weit zurück. Als Chancen wurden gesehen, dass man Orte für investive Sparmaßnahmen (etwa der Austausch eines Kühlschrankes) identifizieren könne. Man könne außerdem Ideen für konkrete Handlungsänderungen erhalten und bei schleichenden Verbräuchen (eine defekte Klimaanlage o.ä.) früh gewarnt werden. Andere Chancen, eher affektiver als ökonomischer Art sind, dass man die Kontrolle über Stromrechnungen erhält, und sensibilisiert wird.
Leider hatten jedoch viele Menschen im Vorfeld Befürchtungen, insbesondere, dass der Zeitaufwand zu hoch sei, oder der Service zu teuer. Andere begegneten den Services einfach mit Indifferenz und sahen keinen Anlass zum Ändern ihrer Verhaltensweisen, oder befanden, dass sie keine Informationen erhielten, die sie nicht auch so erhalten könnten.

Nutzen von Feedbacksystemen

Laut einer Metastudie liegt das Einsparpotential bei 0-10% für indirektes Feedback und 5-15% für direktes Feedback. Die Mehrheit dieser Einsparungen wird durch Änderung von Routinen bewirkt, nicht durch den Austausch von Geräten (mit denen man eine viel höhere Ersparnis erzielen könnte). Grundsätzlich gilt: je detailreicher das Feedback aufgeschlüsselt ist, desto höher die Wirksamkeit. Diese Aufschlüsselung beinhaltet sowohl das Zeitintervall, als auch die einzelnen Geräte in Benutzung. Zusätzliche Informationen können die Wirksamkeit erhöhen:

  • Referenzvergleich nützt nur Haushalten die über dem Durchschnitt liegen. Tatsächlich kann es bei Geringverbrauchern sogar zur Verbrauchserhöhung führen, wenn sich diese nach oben orientieren.
  • Ebenso ist der Vergleich mit historischen Daten zwar nützlich für Haushalte mit großem Grundverbrauch, nicht aber für solche, die bereits in der Vergangenheit Geringverbraucher waren.
  • Informieren über ökologische Folgen des Verhaltens wirkt nur bei Haushalten, die dies bereits als Grundinteresse angegeben hatten.
  • Besonders wirksam sind Tipps und Informationen zum weiteren Energiesparen. Auch hier gilt: je spezifischer und individueller die Informationen, desto wirksamer

Insgesamt ist ein Problem die Diversität der Motive, aus denen die Leute die Feedbacksysteme nutzen. Das Feedback muss somit individuell auf den Verbraucher zugeschnitten sein, oder, wie im Falle von Online-Portalen individualisierbar sein. Beispielsweise gibt es Portale, die die Möglichkeit bieten, den Stromverbrauch umzurechnen in Kosten (pro Tag), oder CO2-Ausstoß. Für die jeweilige interessierte Kundengruppe ist dies ein großer Motivator. Da ein Online-Portale außerdem das Feedbacksystem mit dem besten Effekt sein kann, ist es hier besonders wichtig, eine gute, eingängige, informative Plattform zu schaffen, auch um den im Vorherigen Absatz erwähnten Sorgen entgegenzuwirken.

Umsetzung in Unternehmen

In Unternehmen muss man das Thema von einer anderen Seite betrachten. Der psychologische Effekt, den die Visualisierung des Energieverbrauches bei Privatpersonen hat, ist nicht automatisch gegeben, solange sich keiner verantwortlich fühlt. Auch Verantwortungsgefühl alleine reicht nicht: es muss gepaart sein mit einer gewissen Verfügungsgewalt, durch die konkrete Stromsparmaßnahmen im ganzen Unternehmen umgesetzt werden. Man würde also in diesem Fall von einem Energiemanager bzw. Energiemanagement oder -controlling sprechen.

Viele Unternehmen haben bereits einen Plan für Energiemanagement implementiert, und auch in öffentlichen Einrichtungen sieht man mehr und mehr bereits den Nutzen einer solchen Einrichtung (s. Hochbauamt der Stadt Frankfurt am Main). Doch es gibt noch genug Unternehmen, in denen Stromverbrauch als unvermeidliche Kosten angesehen werden, in denen das Thema nicht zur Sprache kommt, oder die schlicht den mit Energiecontrolling verbundenen zusätzlichen Aufwand scheuen.

Die ISO50001 Norm, nach der sich Unternehmen freiwillig zertifizieren, und von der EEG-Umlage befreien lassen können, versucht die Motivation für diesen Schritt zu erhöhen. Natürlich benötigt nicht jedes Unternehmen einen in Vollzeit arbeitenden Energiemanager, in kleineren Unternehmen lässt sich auch mit wenig logistischem Aufwand viel bewirken. Außerdem beinhaltet diese Zertifizierung eine Selbstverpflichtung zur kontinuierlichen Steigerung der Energieeffizienz und zur Unterstützung des Erwerbs energieeffizienter Produkte, sowie die Bereitstellung (finanzieller) Ressourcen zur Erreichung der Ziele. Laut Umweltbundesamt lassen sich dann 10% der Stromkosten in den ersten Jahren nach der Implementierung einsparen. In späteren investiven Maßnahmen lassen sich dann weitere 5-50% einsparen, je nach Art des Gewerbes.

Klara Wesselkamp, 07.11.2017

Quellen:

Meinecke, Christopher: Potentiale Und Grenzen Von Smart Metering – Empirische Wirkungsanalyse Eines Feldtests Mit Privaten Haushalten. Wiesbaden, Springer VS, 2017.

Döring, Nicola, Exner, Nadine: „Smart Metering Aus Kundenperspektive – Usability-Evaluation Eines Stromverbrauchsfeedback-Systems.“ Smart Metering : Zwischen Technischer Herausforderung Und Gesellschaftlicher Akzeptanz – Interdisziplinärer Status Quo 2013.

Gleich, Roland (Hrsg.): Energiecontrolling. Energiekosten systematisch steuern und senken. München, Freiburg, Haufe,2014.

Abschlussbericht: Smart Metering, Technik und Potentiale von intelligenten Zähler-, Mess- und Kommunikationssystemen zur Energieeinsparung und Effizienzsteigerung. http://edok01.tib.uni-hannover.de/edoks/e01fb12/721273068.pdf (17.10.2017)

Publikation des Umweltbundesamtes zur ISO50001  Norm: https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/energiemanagementsysteme-in-praxis (01.11.2017)

Umweltbundesamt: Energieverbrauch nach Energieträgern, Sektoren, Anwendungen: http://www.umweltbundesamt.de/daten/energiebereitstellung-verbrauch/energieverbrauch-nach-energietraegern-sektoren (03.11.2017)